Entgrenzte Bilder

Sarah Straßmann

Fotos Sarah Straßmann: df archiv_pixel screenshot   /  expanded pictures-df archives (detail)

 

Vernissage: Freitag, 12.07.2019, 19 Uhr
Einführung: Dorothea Cremer-Schacht, Kunstverein Konstanz

Heute spielen Handy, Internet und Social-Media eine wichtige Rolle bei der Erzeugung, Bearbeitung und Distribution von Bildern. Dachte man bei den inszenierten Selbstbildnissen mit Handy-Kameras zunächst an einen vorübergehenden Hype, sind sie inzwischen ein allgegenwärtiger Teil der Selbstdarstellung. In der Ausstellung „Entgrenzte Bilder“ beleuchtet die Künstlerin Sarah Straßmann die Selfie-Fotografie aus unterschiedlichen Perspektiven.

Seit fünf Jahren beschäftigt sich Straßmann mit dem Selfie, dem wichtigsten aktuellen Selbstdarstellungsmedium und dessen Zusammenspiel mit Internet und Online-Netzwerken sowie den Folgen für die Bildgestaltung. Dabei hat sie ein umfangreiches Fotoarchiv (DF Portrait Archiv) mit Fotografien aus dem Netz zusammengetragen, interaktive Foto-Video-Installationen entwickelt und generative Fotoverfahren getestet, um Algorithmen zu visualisieren. In der Ausstellung präsentiert sie diese Arbeiten in Werkgruppen wie Alphabet of Stereotypes, DF Portrait Archiv, Portrait Ausschnitte, Scatter Faces und lädt die Besucher zu einer Beteiligung an der Ausstellung ein. 

Im Mittelpunkt der Schau stehen die Selfies junger Mädchen, die Straßmann in ihrem Archiv gesammelt hat. Auf dem Boden verstreut sehen wir hunderte von Papier-Abzügen, auf denen die jungen Frauen sich allesamt mit Kuss-Mund (Duck Face) inszeniert haben. Die beliebte, vermeintlich einzigartige Pose, wird durch die kollektive Verwendung und die Art der Technik zum Klischee. Für die Künstlerin ist das Fotografieren mit Handy-Kameras eine (soziale) Handlung, die der Bespielung von Facebook, Instagram, Snapchat oder Twitter dient.

Dem Konvolut „angeeigneter“ Selfies stellt Straßmann eigene Fotografien gegenüber, die das Selfie-Bild wie auch seine Funktionalität und Distribution untersuchen. In der Werkgruppe „Scatter Faces“, hat sie mittels eines speziellen Computerprogramms die Kuss-Mund Posen zu Bildern verdichtet, die der ursprünglichen visuellen Anmutung eines Mundes gleichkommen. In „Sterotypes“ hat sie präzise und anschaulich, vergleichbar einem Stillleben, Handy-Zubehör wie Helm, Stab oder Stativ ins Bild gesetzt und damit deren Bedeutung bei der Selbstinszenierung betont.

Eine Werkgruppe wurde eigens für die hiesige Ausstellung konzipiert. Sie ist zweigeteilt und beschäftigt sich mit dem noch jungen Phänomen der sog. „Selfie-Points“.

Innerhalb des Stadtgebiets wurden sieben Selfie-Points eingerichtet. Die Passanten sind eingeladen ihre Selfies an die Künstlerin zu senden und Teil des Ausstellungsprojekts zu werden.

Die Selfie-Points befinden sich an folgenden Orten:

Sarah Straßmann Selfie-Points Sarah Straßmann Selfie-Points Sarah Straßmann Selfie-Points Sarah Straßmann Selfie-Points Sarah Straßmann Selfie-Points Sarah Straßmann Selfie-Points Richard-Wagner-Str. 9

Mitte Fahrradbrücke, Konradigasse (Höhe Nr. 35), Marktstätte (Höhe Nr. 18), Seestr. 1-11, Wessenbergstr. (Höhe Nr. 35-39), Imperia-Steg, Yachthafen (Höhe Hafenstr. 7)

Die Passanten senden ihr Selfie (jeweils einzeln!) an entgrenztebilder@web.de
Während der Ausstellung im Kunstverein sind diese Fotografien auf einer mehrteiligen interaktiven Monitorinstallation zu sehen. Sie werden zudem hochgeladen auf Instagram. Dort sind sie bis zum Ende der Ausstellung zu sehen.
Teilen kann man die Bilder unter „#entgrenztebilder“.

Der zweite Teil der Ausstellung zeigt Stadtbilder, die die Künstlerin an den Orten der künstlerischen Intervention aufgenommen hat, wobei sie ihr Augenmerk ausschließlich auf den Bildhintergrund legte. Ohne das Selfie im Vordergrund rückt der Hintergrund in den Fokus unserer Wahrnehmung. Die Motive werden, betont durch große Formate, in der Ausstellung zu „Indoor-Selfie-Points“, und die Besucher sind wiederum eingeladen, mit ihren Selfies am künstlerischen Projekt zu partizipieren.
Die Adresse lautet: postaselfie@gmail.com
Die Bilder erscheinen innerhalb weniger Minuten auf der Monitorinstallation der Ausstellung.

Mit ihrer Arbeit illustriert die Künstlerin, dass es beim Selfie nicht um das eigene Bild geht, sondern um den Vorgang des Fotografierens, frei nach René Descartes: Ich fotografiere, also bin ich (da). Vor diesem Hintergrund versteht sich auch das Rahmenprogramm der Ausstellung. Die Künstlerin hat unter dem Arbeitstitel "Hack yourself and your selfie!" einen künstlerischen Workshop mit Schülern der 10. Klasse des Alexander-von-Humboldt Gymnasiums in Konstanz durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Kooperation werden in der Ausstellung gezeigt.

Neben einer differenzierten Betrachtung der Selfie-Fotografie ist ein Ziel dieser Ausstellung auch Passanten, Besucher, Internetsurfer und Schüler in das Projekt einzubeziehen. Kunst und Kultur soll nicht nur erfahrbar gemacht werden, sondern auch zum Mitgestalten anregen.

 

Biografie
Sarah Straßmann ist Fotografin und Künstlerin. Sie wurde in Ostwestfalen geboren und lebt seit 2012 in Berlin. Sie studierte Fotografie und Medien in Bielefeld, war Master-Studentin bei Emanuel Raab und promovierte an der Bauhaus Universität Weimar. Straßmanns Arbeiten wurden international gezeigt, darunter Haus der Fotografie - Deichtorhallen Hamburg, Art Foyer DZ Bank - Kunstsammlung Frankfurt, Goethe Institut Washington DC, Fotomuseum Winterthur, Neues Museum Weimar, Museum für Angewandte Kunst Köln, KW - Kunstwerke Berlin, Stadtmuseum Münster, f/Stop Festival Leipzig, European Media Art Festival EMAF Osnabrück. Mit ihrer Arbeit „The Void“ war sie Gewinnerin bei dem Wettbewerb „gute aussichten – junge deutsche Fotografie 2008/09.

 

Unser Dank geht an
Regierungspräsidium Freiburg, Stadt Konstanz, Kulturamt Stadt Konstanz, Inselhotel Steigenberger Konstanz für die finanzielle Unterstützung, Radio Krieg Konstanz für die Bereitstellung der Technik und Alexander-von-Humboldt-Gymnasium Konstanz, Zebra Kino Konstanz und Prof. Dr. Jürgen Stöhr Universität Konstanz für die gute Zusammenarbeit.

Künstlerische Kooperation mit A.-v.-Humboldt-Gymnasium, Konstanz
Schülerworkshop-Ergebnisse ausgestellt im Kunstverein 13.07.-15.09.2019

Sonntag, 14. Juli, 11.30 Uhr Künstlergespräch
Marco Hompes, Leiter Museum Villa Rot Burgrieden, Künstlerin Sarah Straßmann, Kunsterzieherin Bärbel Reith, SchülerInnen Alexander-von-Humboldt-Gymnasium

Freitag, 13. September, 19 Uhr Zebra Kino: INGRID GOES WEST
(USA 2017; 98 min; R.: Matt Spicer; mit: Aubrey Plaza, Elizabeth Olsen, O'Shea Jackson Jr., u.a., FSK 12, Englische OmdU). In Kooperation mit dem Zebra Kino, Joseph-Belli-Weg 5, 78467 Konstanz, www.zebra-kino.de
weitere Informationen zum Film

Sonntag, 15. September, 17 Uhr Finissage und Diskussion
„Selfie als Spiegel“ mit Prof. Dr. Jürgen Stöhr, Universität Konstanz

Öffnungszeiten                              
Di-Fr, 10 bis 18 Uhr, Sa/So, 10 bis 17 Uhr

Öffentliche Führungen
Do, 18.07. 17.00 Uhr
Do, 01.08. 17.00 Uhr
So, 25.08. 11.30 Uhr
So, 08.09. 11.30 Uhr

Weitere auf Anfrage

Fotos: Franz Reichrath

 

 

Mit freundlicher Unterstützung

Zurück